Wie kommt der Affe in die Wunderkammer?
Anja Güthoffs Wunderkammer – Eine künstlerische Weltaneigung
159 Seiten, 21 x 29 cm, EUR 38,00 (DE) / Erhältlich bei der Künstlerin oder über den Buchhandel
ISBN 978-3-00-062279-3 / © 2019 by Anja Güthoff, Augsburg / Alle Rechte vorbehalten
Reich bebildert mit Werken der Künstlerin und verknüpft mit Zitaten (Nike Bätzner, Kunsthistorikerin / Gabriele Beßler, Kunsthistorikerin / Horst Bredekamp, Kunsthistoriker / Stefanie Date, Museumsleiterin / Jane Goodall, Verhaltensforscherin / Georg Laue, Kunsthistoriker und Kunsthändler / Thomas Olbricht, Kunstsammler / Virginie Spenlé, Kunsthistorikerin,…) und Originaltexten (Thomas Elsen, Leiter H2 Zentrum für Gegenwartskunst, Augsburg / Christoph Emmendörffer, Museumsleiter Maximilianmuseum Augsburg / Markwart Herzog, Akademiedirektor, Irsee / Barbara Jantschke, Zoodirektorin Augsburg / Gode Krämer, Kunsthistoriker, Augsburg / Volker Lehnert, Maler und Zeichner, Witten / Gertrud Roth-Bojadzhiev, Kunstpädagogin, Augsburg,…)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Vorworte:
„Suchen, Finden, Sammeln und Jagen bestimmen und befriedigen den Akkumulationsdrang von Anja Güthoff. Massen von Material werden beschafft, organisiert, gekauft, besessen, gesammelt, zusammengestellt. Alles hängt mit allem zusammen und ist skulpturaler Prozess. Die Formbildung ist eine präzise Kombination handelsüblicher Materialien, die von Güthoff einem neuen Sinnzusammenhang und einer neuen Ordnung unterworfen werden. Der persönliche Kosmos ist häufig Hintergrund der Interpretationen. Der Betrachter klickt sich mit seinen Blicken durch ein Netz von Gegenständen und die dadurch ausgelösten Assoziationen. Doch auch, wer diese Zusammenhänge nicht auf Anhieb erkennt, verspürt den Reiz zum Hin- und Herspringen. Anja Güthoff reagiert auf die Tausenden von Eindrücken, die jeder Mensch jeden Tag aufnimmt. In der Überforderung der Schaffenskraft und der Wahrnehmung liegt das überzeugende Moment. Die Arbeiten sind Angebote, die mit der gleichen Verbindlichkeit und Unverbindlichkeit operieren wie die Angebote der täglichen Medien- und Ereigniskultur. All diese temporären Offerten lösen auch Gefühle aus, denen man folgen kann oder auch nicht. Exakt diesen Prozess verwandelt Anja Güthoff immer wieder in Kunst.“ Peter Lochmüller, Bildender Künstler, Kunstpädagoge, Augsburg
„Ausstellungen von Anja Güthoff sind Entdeckungsreisen. Jede Station saugt den Besucher förmlich an. Wer sich einer Güthoff-Installation auf Armeslänge nähert, wird gefügig gemacht: Mit unwidersprechlichem Selbstverständnis fordert die Installation, dass man sich hierin und dorthin wende, in die Hocke gehe, sich auf Zehenspitzen stelle, den Kopf drehe und wende, um nur möglichst genau zu sehen, was die Künstlerin zusammengefügt hat. Am Anfang vieler Projekte von Anja Güthoff steht der Genuss des Entdeckens, des Betrachtens aus allen Perspektiven, des Anfassens. Oft zieht die Künstlerin los, um sich aus der Natur das Material für ihr künstlerisches Projekt zu beschaffen. Neugierig durchstreift sie ihr Revier – die Flussaue, den Meeresstrand, die mediterrane Macchia – und sammelt schöne, besondere, skurrile Dinge, die ihren Blick bannen und sich in die Tasche stecken lassen. Es ist ihr eine Lust, draußen zu sein, zu staunen über die gestaltende Kraft der Natur. Sie hat diese Lust schon als Kind entfalten dürfen, ohne den regelnden Eingriff der Eltern, und sie hat diese Neigung auf wunderbare, künstlerisch produktive Weise kultiviert. Mit dem Sammeln, Sichten, Sortieren, Arrangieren und Zeichnen pflegt Güthoff den traditionsreichen Brückenschlag zwischen Naturkunde und Kunst. Als Künstlerin erzeugt sie auf ihrer Seite dieser Verbindung jedoch eine eigenständige ästhetische Welt. Ihre Fundstücke entstammen meist Fauna und Flora. Obwohl vom Seeigel bloß der Panzer und von der Maus das Skelett übrig ist, obwohl die prächtigen Federn von Vögeln stammen,
die längst weggeflogen sind, und gesammelte Fruchtstände vertrocknet und verhutzelt sind, bewahren all diese Dinge ihre Schönheit und das Geheimnis des Lebens. Nicht zuletzt das gilt es in Anja Güthoffs Wunderkammern und Zeichnungen zu entdecken.“ Sylvia Heudecker, Studienleiterin, Irsee