„Anja Güthoff trägt Alltagsgegenstände und Flohmarktplunder zusammen. Jetzt hat sie damit aus einem Kabinett-schrank eine Wunderkammer geschaffen. (…) Güthoffs neueste Errungenschaft: einen Kabinettschrank, der mitten im Raum steht. Bei Ebay habe sie ihn ersteigert. (…), Bevor sie sich daran gemacht hat, sich nun für ihren Augsburger Kabinettschrank eine „Kistler“ zu suchen, klärte Güthoff noch, ob es sich dabei um einen kunstgeschichtlich bedeutenden Kabinettschrank handelt, der nur in die Hände von Restauratoren und nicht in ihr Wunderkammerreich gehört. Als klar war, dass es sich um kein Kleinod handelte, begann die güthoffsche Restauration – mit dem Augsburger Puppenspieler und Puppenspieler Sven Moussong, den Güthoff als „Kistler“ anheuerte. Mittlerweile glänzt der Schrank wieder, hat er auch Türen zurück, in deren Kassetten überzeichnete Drucke von Güthoff eingelassen sind.“
Gerade ist Güthoff dabei, die Schubladen zu füllen, den Kabinettschrank zu einer Wunderkammer im kleinen aufzuladen. Denn die erste Präsentation steht bevor: im Maximilianmuseum. Neben dem Schrank wird Güthoff dann auch ein zweites Herzensprojekt von ihr vorstellen: ein 160-seitiges Künstlerbuch. Unter dem Titel „Wie kommt der Affe in die Wunderkammer“ bringt Güthoff die verschiedenen Aspekte ihres Arbeitens zusammen: Die Faszination für Affen – auch als ein Symbol dafür, dass der Mensch zur Natur gehört (und nicht ihr gegenübersteht); das Sammeln; das Reisen; der Zoo; die Beschäftigung mit der Geschichte und Kunstgeschichte; die Faszination für Wunderkammern.
Fotos, Zeichnungen, texte, dazu Zitate aus Büchern, die Güthoff wichtig sind, das alles hat in dem Buch Platz einen gefunden. Damit öffnet die Künstlerin auf opulente Weise eine Einblick in ihr Kunstschaffen, in dem es diese verschiedenen Ebenen gibt, die alle zusammengehören.“
Mit Tand macht sie Kunst, AZ, 4.4. 2019, Nr.80, Richard Mayr